Wer eine Webseite erstellen möchte, steht vor der Qual der Wahl. Entscheidet man sich für den falschen Hosting-Anbieter, hat dies unter Umständen massive Auswirkungen auf die Webseiten-Performance und kann Ausfälle und schlechte Sicherheitsstandards mit sich bringen.
Da der Umzug einer Webseite zu einem anderen Hosting-Anbieter für Anfänger durchaus herausfordernd ist, werben viele Anbieter mit sehr günstigen Preisen, in dem Wissen, dass die wenigsten Kunden bereit sind, den Aufwand und das technische Risiko eines Anbieterwechsels in Kauf zu nehmen. Eine beliebte Taktik ist zudem das sogenannte ‚Upselling‘, bei dem wichtige Features nur gegen Aufpreis erhältlich sind.
Das folgende Beispiel von NameHero steht stellvertretend für eine Vielzahl von Anbietern, die leistungsstarke Hosting-Pakete für wenige Euro pro Monat versprechen. Dahinter verbergen sich meist günstige Neukundenpreise, die im Laufe der Zeit deutlich erhöht werden. Getreu dem Motto: Wenn man einen Frosch in kaltes Wasser setzt und langsam die Herdplatte aufdreht, bleibt er solange darin sitzen, bis er verkocht. Diese Legende ist nicht nur ethisch fragwürdig, sondern auch völliger Quatsch. Ein Frosch verlässt das Wasser durchaus, wenn es für ihn unangenehm wird. Damit hat er vielen Kunden von Webhosting-Anbietern etwas voraus.
Wie ich mit dem Hosting-Anbieter NameHero auf die Nase fiel
Auf YouTube empfahlen mir vor ein paar Jahren mehrere WordPress-Content-Creator, von denen ich vieles lernen durfte, den Hosting-Anbieter NameHero. Hervorragende Reviews, guter Kundenservice, moderne cPanel-Ausstattung im Backend, unbegrenzter und schneller NVMe-Speicher und vieles mehr für etwas über 4 $ pro Monat. Wenn etwas zu schön klingt, um wahr zu sein, ist es das meistens auch.
Upselling-Masterclass
Ein Jahr später wäre ich mit allen benötigten Features bei 154 $ pro Monat (!) gelandet, hätte ich nicht die Reißleine gezogen! Wie ich das geschafft habe, können Sie der folgenden Auflistung entnehmen:
- Grundpreis 4,53 $/Monat
- E-Mail-Adresse + 4,95 $/Monat
- Backups (bis 30 GB) + 7,99 $/Monat
- Malware-Scan und File-Cleanup + 5,00 $/Monat
- DNS-Management + 0,25 $/Monat
- ID-Protection/Spam-Filter + 0,49 $/Monat
Sind wir immerhin schon bei 23 $ pro Monat. Zur Verteidigung von NameHero muss ich sagen, dass diese Kosten zwar nicht dem Angebot zu entnehmen waren, jedoch noch vor dem Vertragsabschluss transparent gemacht wurden. Wäre es bei diesem Preis geblieben, wäre das meines Erachtens noch in Ordnung gewesen. Nach dem Vertragsschluss kamen allerdings weitere Kosten auf mich zu:
- 7 Domains + 6 $/Monat
- Erhöhung des regulären Preises von 4,53 $ auf 12,95 $/Monat
Sind wir schon bei mehr als 37 $ pro Monat. Die Domainpreise sind jedoch völlig in Ordnung und dass die 4,53 $/Monat nur für die ersten Monate galt, war auch bekannt. Soweit so gut.
Das Märchen vom unbegrenzten Speicherplatz
Der erste Unmut kam in mir auf, als ich die Nachricht bekam, dass automatische Backups nur bis 100.000 Dateien möglich seien, um Server-Ressourcen zu sparen. Der belegte Speicherplatz lag zu dem Zeitpunkt bei gerade einmal 3,5 GB. Nicht wirklich viel, wenn man bedenkt, dass 1 GB Cloudspeicher aktuell etwa 0,01–0,02 Euro pro Monat kostet. Zudem hatte ich für 30 GB-Speicher bezahlt. Für 8 Dollar pro Monat bekam man auch damals schon mehrere Hundert Gigabyte gewöhnlichen Cloudspeicher. Aber das war erst der Anfang.
Ein paar Wochen später kam die nächste E-Mail von NameHero:
NameHero bewirbt seine Hosting-Pakete damit, dass sie unbegrenzt Speicherplatz haben. Allerdings nutzen sie einen Trick, um dieses Versprechen zu umgehen (Ähnliches gilt auch für andere Anbieter):
In den Hosting-Paketen ist ein weiteres Limit angegeben, die Anzahl der sogenannten Inodes (Dateien). Diese sind im Start- und im Plus-Paket auf 250.000 begrenzt. Klingt erstmal viel und niemand kann mit dem Wert so wirklich etwas anfangen. In der Praxis hat sich jedoch herausgestellt, dass die durchschnittliche Dateigröße in meinem Account bei etwa 40 KB lag. Multipliziert man dies mit 250.000, kommt man auf einen Gesamtspeicherplatz von etwa 9,5 GB. Die Begrenzungen des Speicherplatzes sind also fast immer ein Marketing-Gag. Sollten Sie das nächste Mal auf eine solche Begrenzung stoßen, haben Sie hoffentlich eine bessere Vorstellung davon, was das in der Praxis bedeutet.
Fehlende Einstellungsmöglichkeiten
Der Server von NameHero basiert auf der LiteSpeed-Technologie, mit der man durchaus gute Ladezeiten erreichen kann. Wie es sich für die Bestpractices hinsichtlich Speedoptimierung gehört, richtete ich Caching ein. Beim Caching ist es jedoch grundsätzlich erst einmal so, dass der Cache beim ersten Laden der jeweiligen Seite erzeugt werden muss, was dazu führt, dass der erste Seitenaufruf deutlich länger dauert. Wenn jede Seite tausendfach aufgerufen wird, fällt das nicht allzu stark ins Gewicht. Hat man jedoch nur ein paar Seitenbesucher oder viele Unterseiten, z. B. in einer Datenbank, so klickt ein signifikanter Teil der Besucher auf eine langsame Seite. Selbiges gilt, wenn einzelne Unterseiten häufiger geändert werden, sodass der Cache immer wieder gelöscht werden muss, damit Veränderungen für den Besucher sichtbar sind.
Technisch gibt es dafür eine Lösung: Den Cache-Crawler bzw. das Vorladen der einzelnen Seiten. Dafür werden in bestimmten Intervallen (z. B. einmal pro Tag) alle relevanten Seiten automatisiert geladen und im Cache gespeichert. Wenn der erste Mensch die Seite besucht, ist die Seite also fertig abgespeichert.
Klingt praktisch, ist es auch. Leider konnte ich die Funktion nicht aktivieren. Auf Rückfrage bei NameHero teilte man mir mit, dass diese Funktion bei den normalen Hosting-Paketen nicht zur Verfügung steht, um Server-Ressourcen zu sparen. Dafür bräuchte ich einen VPS (Virtual Private Server). Das ist ein eigener Bereich auf dem Server, den man mit niemandem teilt. Quasi ein Upgrade von WG auf Eigentumswohnung und dementsprechend teurer. In diesem Falle dürfte ich eigene Servereinstellungen vornehmen. Die unbegrenzte Bandbreite (Traffic), mit der geworben wurde, hat sich also auch als leere Versprechung erwiesen. Für knapp 40 $ pro Monat sollten solche Funktionen selbstverständlich sein.
Der beworbene Preis des VPS lag bei 49,95 $ pro Monat. Mit cPanel-Lizenz, Backups, mehr als 5 Domains und LiteSpeed-Lizenz kam ich dann also auf 154 $ pro Monat.
Damit hatte ich endgültig genug und migrierte alle Webseiten auf meinen anderen Server von All-inkl., denen ich bis heute treu geblieben bin. Dort kostete ein vergleichbares Paket 9,95 Euro/Monat, jedoch mit allen Funktionen, für die ich oben extra bezahlen musste, und das monatlich kündbar. Bei NameHero musste dagegen ein Jahr im Voraus gezahlt werden. Der Vergleich hat zudem gezeigt, dass dieselben Seiten bei All-inkl. schneller laden.
Eine Sache muss ich bei NameHero jedoch loben: Der Kundensupport ist wirklich gut, was auch eine Erklärung für die guten Bewertungen bei Trustpilot sein dürfte. Denn Kunden neigen vor allem dazu, eine 5-Sterne-Bewertung zu hinterlassen, wenn ihnen bei einem Problem geholfen wurde. Das führt in der Praxis dazu, dass Unternehmen, bei denen häufig Probleme auftreten, die anschließend behoben werden, deutlich bessere Bewertungen eingehen als dort, wo es diese Probleme erst gar nicht gibt. Aufmerksamkeit schenkt der Mensch immer nur den Sachen, die nicht wie gewünscht funktionieren.
Langfristige Kosten im Blick behalten
Wie das obige Beispiel gezeigt hat, sollten Sie bei der Wahl des Hosting-Anbieters vor allem auf die langfristigen Kosten und die tatsächlich zur Verfügung stehenden Funktionen achten. Selbst als Fortgeschrittener ist dies jedoch gar nicht so einfach, da sich wichtige Dinge häufig im Kleingedruckten befinden.
Kaufen Sie nicht aus der Werbung
Nun stellt sich noch die Frage, warum NameHero von so vielen Influencern beworben wird? Die Antwort dürfte mit Geld zu tun haben. Wie aus dem Affiliate-Programm hervorgeht, erhalten Vermittler selbst für die günstigsten Pakete bis zu 125 $ Provision pro Anmeldung. Große Influencer dürften noch bessere Deals haben.
Wir raten grundsätzlich von Hosting-Anbietern ab, die sehr stark beworben werden, da diese den Großteil des Geldes in Werbung anstatt in Server und Kundensupport investieren. Im deutschsprachigen Raum sind hier beispielsweise Strato und GoDaddy zu nennen, deren Server-Performance in Tests immer wieder auf den letzten Plätzen landet. Überraschen dürfte das nicht, wenn man sein Geld für Bonnie Strange und Eko Fresh ausgibt. Beim nächsten Mal vielleicht lieber ein paar gute Entwickler mehr engagieren.